HEYM. Vom Aufstoßen der Fenster | Chemnitz

SO 12 November
mit Robert Stadlober, Klara Deutschmann und Daniel Moheit HEYM. Vom Aufstoßen der Fenster | Chemnitz
SO 12. November 18:00
Off-Bühne KOMPLEX, Zietenstraße 32 09130 Chemnitz

Robert Stadlober: Gitarre, Gesang
Klara Deutschmann: Blockflöte, Oboe, Gesang
Daniel Moheit: Akkordeon

„Ich aber ging über die Grenze“, so schrieb der junge Helmut Flieg im Frühjahr 1933, kurz nachdem er genau das getan hatte, nämlich über die Grenze gegangen war. Geflohen aus Deutschland, vor der sich anbahnenden Barbarei, nach Prag. Kurz bevor er sich den Namen gab, unter dem er weltberühmt werden sollte: Stefan Heym. Über die Grenze gegangen, geflohen, war er wegen eines Gedichtes. Eines von über 300, die er bis in den Sommer 1936 schrieb. Da war er schon wieder über einige Grenzen gegangen und würde noch über etliche gehen, auf seinem Weg durch dieses von Grenzen durchzogene 20. Jahrhundert.

Stefan Heym gilt als einer der wichtigsten Romanciers der DDR. Dieses germanistische Urteil verstellt jedoch die Tatsache, dass das Werk Heyms in der DDR selbst kaum oder nur in kleinsten Auflagen veröffentlicht wurde. Denn nach einer seiner Übersiedlung aus den USA 1953 kühlte das Verhältnis zwischen dem Autor und der Staatsführung sehr schnell ab. In der Bunderepublik erscheinen die Werke Heyms zwar, erlangten aber nie größere Aufmerksamkeit.

Darum ist das Konzept von Robert Stadlober, Klara Deutschmann und Daniel Moheit besonders spannend: Er wird zum „Texter“ für die Band. Der Schauspieler Robert Stadlober hat 19 Songs auf Originaltexte Stefan Heyms komponiert und gemeinsam mit Klara Deutschmann und Daniel Moheit eingespielt. „Vom Aufstoßen der Fenster“ tritt wie ein Musikalbum auf, versteht sich aber explizit als Hörbuch – die Texte stehen ausdrücklich im Mittelpunkt.

Anfang 2020 fanden sich Klara Deutschmann, Daniel Moheit und Robert Stadlober ebenfalls an einer Grenze wieder, im Dreiländereck zwischen der Slowakei, Ungarn und Österreich, direkt am ehemaligen eisernen Vorhang. Und dort legten sich plötzlich Melodien über diese beinahe ein Jahrhundert alten Texte und es entstanden Lieder, die über all die Jahre und die Grenzen hinweg in unser Heute hinein sprechen. Lieder von Liebe und Tod, von den Vergessenen und den Verschwiegenen, von der Trauer und dem freudigen Überschwang der Geschichte. Von Deutschland und vom Antifaschismus. Von der Hoffnung der Zukunft und der Zukunft der Hoffnung. Im Sinne Stefan Heyms: Vom Aufstoßen der Fenster.

Stefan Heym thematisiert in den von Stadlober ausgewählten Texten seine eigene Flucht im Frühjahr 1933, als sich der junge jüdische Autor nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland nach Prag absetzte. Während die Texte einen verdunkelten Himmel über Europa und im Leben Stefan Heyms aufzeigen, ist die Musik einfühlsam, sinnlich und anschmiegsam: Es entsteht ein reizvoller Kontrast zwischen Text und Musik. Diese Spannung unterstreichen die Aktualität der Text und ihre existenzielle Dimension, die resoniert mit der Zerrissenheit der Gegenwart.

Die Termine

10.11., 19:30 Uhr
Rabrybka, Görlitz

11.11., 20:00 Uhr
Gemeindesaal der Ev.-Luth. Kirchgemeinde, Zittau

12.11., 18:00 Uhr
KOMPLEX, Chemnitz

 

Eintritt

15,- € pro Person // 10,- € ermäßigt // 3,50 € mit Chemnitz-Karte

Im Vorverkauf über den Ticketshop des "Kommen und Gehen" e.V. (Zahlungsmöglichkeiten: Stripe, PayPal, Überweisung) → hier Ticket kaufen ← 

An der Abendkasse nur mit Barzahlung.

 

Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, veranstaltet gemeinsam mit dem Taupunkt e.V.

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