Eintrittskarten sind erhältlich unter tickets.kommenundgehen.org
Das Programm
1940/41 komponierte Olivier Messiaen im deutschen Kriegsgefangenenlager Stalag VIII-A im Görlitzer Stadtteil Moys sein Quatuor pour la fin du temps - Quartett für das Ende der Zeit. Unter düstersten Umständen entstand ein Werk von spiritueller Tiefe und Schönheit, geprägt von der Sehnsucht nach Erlösung.
Mit drei ebenfalls inhaftierten Musikern erklang es am 15. Januar 1941 erstmals im Görlitzer Lager vor über 400 Gefangenen. „Nie wieder hat man mir mit solcher Aufmerksamkeit und solchem Verständnis zugehört wie damals“, schrieb Messiaen Jahrzehnte später. Immer noch wird das Quartett regelmäßig aufgeführt und gilt heute als eines der wichtigsten Werke des 20. Jahrhundert, nicht nur wegen seiner unfassbaren Entstehungsgeschichte.
Die Musiker des "Kommen und Gehen" - Das Sechsstädtebundfestival!s widmen sich nun, fast 80 Jahre nach seiner Entstehung, diesem besonderen Quartett auf neue schöpferische Weise. Die bei Messiaen so drängenden Fragen nach Erlösung und Ewigkeit in einer hoffnungslosen Zeit werden von Komponist und Pianist Konstantin Dupelius musikalisch übersetzt in zeitgenössische Klangsprachen in der Verbindung verschiedener musikalischer Genres.
Teile des Quartetts erklingen im Original, andere rekomponiert und mit Elektronik und Improvisationen erweitert, aufgeführt in der ehemaligen Haftanstalt in Luckau. Das Quartett setzt sich um den Pianisten Kai Schumacher zusammen aus den Mitgliedern seines Trios, Yana Gottheil (Violine) und Elif Dimli (Violoncello) sowie der Görlitzer Klarinettistin Susan Joseph.
Die Künstler
Konstantin Dupelius (*1990 in Schorndorf) studierte Klavier, Jazz-Klavier und Musikpädagogik in Freiburg; inzwischen freischaffender Musiker mit vielfältigem Profil und eigenen Projekten: Gemeinsam mit Justus Wilcken rekomponiert und inszeniert er im Lied-Duo "OMG Schubert" klassisches Liedgut; mit dem Kollektiv "The Grey Stories" realisiert er musikalisch-performative Formate u.a. beim Festival MESS in Sarajevo. Er komponierte u.a. die Schauspielmusik für "Nathan der Weise" am Stadttheater Freiburg und die Musik zu "1000 Kraniche" bei den Salzburger
Festspielen. Als Pianist regelmäßig auf der Bühne u.a. beim PODIUM Festival Esslingen oder mit dem Bundesjugendballett. Seit 2019 wirkt er als Dramaturg beim "Kommen und Gehen"- Das Sechsstädtebundfestival! in der Oberlausitz.
Es gibt nicht viele klassische Musiker, die auf ihrem Facebook-Account ein Berliner Elektro-Punk-Album aus dem Jahre 1993 empfehlen oder den 25. Todestag von Grunge-Mastermind Kurt Cobain mit einem Link zu dessen Schlüsselsong „Lithium“ ehren. Ob Atari Teenage Riot oder Nirvana: der Pianist Kai Schumacher bewegt sich stilsicher und kenntnisreich in den unterschiedlichsten Gefilden der populären Musik. Dabei hat der Duisburger selbst zunächt die typische Ausbildung im Klassikbetrieb durchlaufen. Nach der städtischen Musikschule besuchte er die Folkwang-Hochschule in Essen. Diese schloss Kai Schumacher 2009 in der Meisterklasse von Prof. Till Engel mit Auszeichnung ab. Vor mittlerweile zehn Jahren, direkt in seinem Abschlussjahr, nahm er sich The People United Will Never Be Defeated von Frederic Rzewski vor und wagte sich hiermit an seine erste von bisher vier Album-Einspielungen. Ein klares Statement des "Bad Boy of Music" (Klassik Critix), der seitdem wie ein musikalisch verrückter Wissenschaftler experimentiert und scheinbar unvereinbare Elemente kombiniert – mit
überraschenden Ergebnissen. Seine Solo-Performances sind pure musikalische und stilistische Alchemie, die eine berauschende Mischung aus Dadaismus und Dancefloor, Avantgarde und Popkultur bieten – und manchmal vermengt der "Punk-Pianist" (BR) sogar alles auf einmal.
Yana Gottheil, geb. Dukanova, wurde in einer Künstlerfamilie in Ruse, Bulgarien geboren. Bereits im Alter von vier Jahren hat sie mit dem Musik- und Geigenunterricht an der "National-Kunstschule Ruse" begonnen. Ihr Studium an der "National-Musikakademie Sofia" hat sie mit Auszeichnung abgeschlossen und darüber hinaus die Unterstützung und die Aufmerksamkeit von Professoren wie Ifrah Neaman, Viktor Tretiakov, Petru Munteanu, Serjio Shwarz, Mincho Minchev and Michael Frischenschlager gewonnen. Ihre Orchestererfahrungen hat Yana unter anderem bei den Düsseldorfern Symphonikern, der Deutschen Oper am Rhein, dem Theater Krefeld und Mönchengladbach, der Deutschen Kammerakademie Neuss am Rhein und dem Orchester der Stadt Granada, Spanien gesammelt und ausgebaut. Im Jahr 2007 wurde sie als festes Mitglied des Belgischen Nationalorchesters in Brüssel angestellt. Im Laufe dieser Zusammenarbeit durfte Yana mit namhaften Solisten und Dirigenten arbeiten und ist bei Konzerttourneen auf weltberühmten Konzertbühnen aufgetreten. Die Begeisterung für die Kammermusik hat sie mit ihren Kollegen Kai Schumacher und Elif Dimli vereint und mit dem gemeinsamen Klaviertrio "Kaliya" hat Yana ein Aufbaustudium an der Folkwang Universität der Künste im Jahr 2011 in der Klasse von Andreas Reiner mit Auszeichnung abgeschlossen. Mit diesem Ensemble haben sich die jungen Künstler durch originelle Projekte, Uraufführungen und Aufnahmen für den SWR sowie den bulgarischen Rundfunk erfolgreich etabliert.
Die türkische Konzertcellistin Elif Dimli wurde in Ankara geboren. Ihre musikalische Ausbildung begann mit fünf Jahren. Mit neun bekam Elif Dimli bereits den zweiten Preis beim nationalen Wettbewerb "Rotary Young Talent of the Year", im Jahr 2000 war sie Erstplatzierte. Weitere Stipendien und Preise bei internationalen Wettbewerben, so erhielt sie ein Stipendium der Universität Bilkent und einen 2. Preis beim "4eme Concours des Jeunes Interprets" in Frankreich. Mit neun Jahren debütierte Elif Dimli als Solistin mit Orchester, ab dann war sie regelmäßig mit internationalen Klangkörpern wie unter anderen dem Pfalztheater Kaiserslautern, den Bilkenter Symphonikern, dem Perpignan-Kammerorchester, den Bursa Symphonikern und dem Istanbul Symphony Orchestra als Solistin zu hören. Elif Dimli wurde durch den Verein "Yehudi Menuhin – Live Music Now" gefördert und bereiste im Rahmen ihrer Konzerttätigkeit die Türkei, Deutschland, Brasilien, Bulgarien, Russland, die USA sowie das europäische Ausland. Konzerte gab sie unter anderen vor dem norwegischen König. Darüber hinaus gastiert Elif Dimli bei großen Klassik-Festivals, so dem "Montecito Music Festival" in Santa Barbara (USA), dem Pablo-Casals-Festival in Frankreich und dem "March Music Days Festival" in Bulgarien. Auch interdisziplinären Projekten steht Elif Dimli offen gegenüber, was nicht nur in Musik- und Tanzimprovisationen zu dem eigens komponierten Thema "Elegie for Cello solo and the one" auf dem Wuppertal Junge Koreografen Festival Ausdruck fand. In Funk und Fernsehen ist Elif Dimli durch die landesweite Übertragung ihrer zahlreichen Konzerte und Rezitale in der Türkei bekannt.
Susan Joseph wurde in Leipzig geboren und erhielt dort an der Musikschule "Johann Sebsatian Bach" eine umfassende musikalische Ausbildung in den Fächern Klarinette, Blockflöte und Klavier. Nach dem Abitur studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig sowohl Klarinette/Orchestermusik bei Prof. Wolfgang Mäder als auch Blockflöte/Alte Musik bei Prof. Robert Ehrlich. Nach den Diplomprüfungen – beide mit Auszeichnung – folgte ein Aufbaustudium für Klarinette an der Hochschule für Musik "Franz Liszt" in Weimar bei Prof. Martin Spangenberg, welches sie 2005 mit dem Konzertexamen abschloss. Susan Joseph arbeitete von 2005 bis 2019 in der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, zunächst als stellv. Soloklarinettistin, bald darauf als Soloklarinettistin. Seit 2015 lebt und arbeitet sie in Görlitz als vielseitige Musikerin und Pädagogin. Neben wechselnden Kammermusikbesetzungen ist sie festes Mitglied im "Lausitzer Barockensemble", welches sich als deutsch-polnisches Ensemble für regionales barockes Kulturerbe einsetzt.
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