Unser Land (AT) | 2022
Ein Theaterstück über das sorbisch-deutsche Verhältnis
60.000 Sorben leben in Deutschland. Sie sprechen Sorbisch und Deutsch, haben einen sorbischen und einen deutschen Namen – und leben so oft in zwei Welten. Ihr Zuhause sind die gleichen Straßen, Ortschaften und Städte, ihre Kultur und ihre Traditionen sind andere und eigene.
Viele Menschen in Deutschland wissen nicht, dass es das sorbische Volk gibt. Die sorbische Geschichte ist nicht Teil des deutschen Geschichtsunterrichts, kulturell-ethnische Vielfalt in Deutschland jenseits von Migrationsgeschichten ist kein Thema in der Schule und in der öffentlichen Kommunikation. Das sorbisch-deutsche Verhältnis steht heute zwischen Spannungen im Miteinander und rassistische Anfeindungen einerseits und dem gemeinsamen Bemühen um den Erhalt der sorbischen Kultur und Sprache andererseits. Es gibt eine gemeinsame Geschichte, und diese wird täglich weitergeschrieben und weitererzählt. Vor diesem Hintergrund soll in einer auf zwei Jahre angelegten Produktion ein Begegnungsraum geschaffen werden, in dem Mittel und Methoden des Theaters die Möglichkeit eröffnen, sich spielerisch zu begegnen, Fragen zu stellen, aufzuklären und gemeinsam neue Wege zu gehen. Die sorbische Kultur (im Besonderen Sagen und Märchen sowie Volkslieder und Tänze) wird als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes nicht als geschlossener Kosmos, sondern in ihrer Wechselbeziehung zur „deutschen“ Kultur thematisiert.
"Unser Land" knüpft an "Eine Atempause – Geschichte wird gemacht. Ein futurologische Symposium von Sorben und Deutschen" an, dass im August 2021 und April 2022 in Kamenz und Cottbus stattfand.
Produktionspartner
tba.
Beteiligte
Juliane Meckert (Regie) wurde 1982 in Leipzig geboren und arbeitet als freie Schauspielerin Regisseurin, Theaterpädagogin (BuT®) mit interkultureller Kompetenz und Autorin in Berlin. Von 2001 bis 2005 absolvierte sie ihr Schauspielstudium am Mozarteum Salzburg. Sie arbeitet konzeptionell, theatral, schreibend, filmisch und im öffentlichen Raum. Stationen waren u.a. das Festspielhaus Hellerau (Dresden), der Steirischer Herbst (Graz), Mica Moca (Berlin), Begehungen (Chemnitz) und das Stadttheater in Bremerhaven. Sie ist und war Teil und Mitbegründerin verschiedener Kollektive und Konstellationen: KJDT, Fritzpunkt, internil, wilde pferde und collective bleeding. Außerdem ist als Sprecherin für den Rundfunk, für Hörinstallationen, Lesungen und Buchvorstellungen tätig und machte Musik (Trompete und Gesang) mit der Band "Schwarze Risse". Ihre letzte Arbeit (Premiere Juli 2021) war ein inszenierter Hörspaziergang am Staatsschauspiel Dresden in Zusammenarbeit mit Diana Wesser unter dem Titel „Gefährten“, der sich mit dem ambivalenten Verhältnis zwischen Tier und Mensch beschäftigt.
Hans Narva (musikalische Leitung, Produktion) wurde 1967 in Berlin geboren. Er arbeitet als Musiker, Per-former, Medien- und Sounddesigner. Mit seiner Band „Herbst in Peking“ sorgte er erstmalig 1989 mit dem Indie-Hit „Bakschischrepublik“ für Aufsehen. Seitdem stolpert, taumelt oder träumt sich Hans Narva durch viele Leben. Er betreibt Feldforschung in Sachen Utopie oder ist projektbezogen musikalischer Leiter in freien Theatergruppen oder er stellt sich mit anderen Fragen, wie zum Beispiel: „Wie wollen wir leben - am besten gar nicht?!“ Musikalisch schaukelt Narva mit der Band „When the hands point up – the excitement starts!“ über das schöne Meer der Melancholie und mit der Gewissheit, „... es ist nicht schlimm, dass du nie wieder glücklich wirst", lächelt und winkt er der untergehenden Sonne zu. Narva organisiert und gibt musikalische Workshops für Kinder und Jugendliche, "Alte" und "Arme" und ist Gründungsmitglied des Projektes „Lanterna futuri“, einer Künstler- und Pädagogengruppe, die sich für Unterrichtsstrukturen an deutschen, polnischen und tschechischen Schulen interessiert.